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In der Welt von Clemens Setz flirrt und flackert es von digitalen Impulsen ebenso wie von psychischen Ausnahmesituationen. Das Alltägliche ist seltsam, das Seltsame normal. Autos sind Raumstationen, Gefühle sind unerwartet. Sein jüngstes Buch Der Trost der runden Dinge erzählt vom Doppelbödigen, das in das Leben seiner Protagonisten einbricht. Etwa entdeckt ein elsässischer Soldat im Ersten Weltkrieg am Nachthimmel das Sternbild des Großen Burschen, das so schauderhaft ist, dass er niemandem davon erzählen kann.
Unmittelbar nach dem Fall der Eisernen Mauer reist Rory MacLean von Berlin nach Moskau und schreibt darauf hin sein erstes Buch Stalin’s Nose. Er drehte zuvor Filme mit Ken Russell, David Hemming, Marlene Dietrich und David Bowie und beschließt nun, ein Reiseschriftsteller zu werden. Bei seinen schwarzen, oft surrealistisch anmutenden Reisen gehen Poesie und Realismus Hand in Hand. Dreißig Jahre Stalin’s Nose fährt er von Moskau nach Berlin und weiter nach London und fragt in PRAVDA HA HA, ob und wie die Hoffnungen von damals verloren gegangen sind.
Bei beiden Autoren überraschen die Blickwinkel, und beide scheuen nicht vor den Ungereimtheiten in unserer Welt. Sie schaffen Werke, die „wunderbar erklären warum Literatur weiterlebt“, um es einer Formulierung von John Fowles zu umschreiben. Ob MacLean den Spuren von jungen Erwachsenen folgt, die in den 1970er Jahren dem Hippie trail von Istanbul nach Indien gefolgt waren, oder ob Setz seine Seele auslagert und einen Clemens-Setz-Bot Fragen über die Autorschaft beantworten lässt: Was könnte uns mehr über das gutes Leben erschließen als die verblüffende Offenheit, die diese beiden Schriftsteller auszeichnet?
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Rory MacLean, geb. 1954, ist ein kanadischer Schriftsteller, der in England und Berlin lebt. Seine bekanntesten Werke sind Stalin’s Nose, die Beschreibung einer surrealistischen Reise durch Ost-Europa gleich nach dem Fall der Berliner Mauer, und Magic Bus, welche die Geschichte des Hippie trail durch Asien nacherzählt. Zuletzt erschienen: In North Korea: Lives and Lies in the State of Truth, 2017. „MacLean bricht die Grenzen der Reiseliteratur auf, indem er die Unterscheidung zwischen Tatsachen und Poesie mit Füßen tritt.“ |
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Clemens Setz, geb. 1982, ist eine österreichischer Schriftsteller. Sein Werk wurde u.a. mit dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen: Der Trost runder Dinge, 2019. „Kaum einem Schriftsteller gelingen so fantastische Verschaltungen von Organischem und Mechanischem, Belebtem und Unbelebten.“ |