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Das literarische Werk von Edo Popović und von Matthias Politycki hat manche Parallelen. Beide Autoren kommen aus der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts, beide haben sich für ihre Bücher in reale Gefahren begeben, und beider Romane umfassen die Beschreibung modernen Stadtlebens ebenso wie das meditative Betrachten der Natur.
In seinem Essay Anleitung zum Gehen beschreibt Edo Popović Wanderungen durch das Velebit-Gebirge in Kroatien. Er beobachtet minutiös einen Gehenden, der sich von Eile, Geschwindigkeit, Hast löst und in eine Welt vordringt, die nicht dem Drang zur Selbstoptimierung unterliegt, sondern in ihrer Stille und Bedürfnislosigkeit poetische Züge annimmt.
Auch in Matthias Polityckis Roman Das kann uns keiner nehmen spielt das Gehen, in diesem Fall die Erklimmung des Kilimandscharo, eine kathartische Rolle. Was als ein Abenteuer in der Bergwelt beginnt, löst Reflexionen aus über Männerphantasien, Todeserfahrung und die Kraft der Liebe aus. Die Wildnis ist dabei nichts Freundliches, und der Versuch sie zu beherrschen das nur mit Ironie zu unterlaufen.
Berge und Städte - welche Formen von Wildnis bringen beide hervor? Lehrt uns die Wildnis eine stoische Lebenshaltung oder eine, die sich einmischt und gestalten will? Wie hebt sich eine Philosophie des Gehens und langsamen Fortschreitens von einer der zwanghaften Eile und des ständigen Fortschritts ab?
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Edo Popović, geboren 1957, ist ein kroatischer Schriftsteller. Er war Mitbegründer einer der einflussreichsten Underground-Literaturzeitschriften des ehemaligen Jugoslawiens. 1991 bis 1995 arbeitete er als Kriegsberichterstatter. Sein Roman Mitternachtsboogie avancierte zum Kultbuch seiner Generation. Zuletzt auf Deutsch erschienen: Anleitung zum Gehen, 2015. „Edo Popović setzt sich in seinem Buch ‚Anleitung zum Gehen‘ mit der Welt, in der er lebt, auseinander. Sein Buch ist eine kritische Betrachtung über Zeit, Mensch und Natur.“ Ralph Gerstenberg, Deutschlandfunk |
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Matthias Politycki, geboren 1955, ist ein deutscher Schriftsteller. Er gilt als Weltreisender unter den deutschen Autoren. Er läuft Marathons und ist ständig unterwegs. Bekannt wurde er u.a. mit seiner Kreuzfahrtsatire In 180 Tagen um die Welt. Zuletzt erschienen: Das kann uns keiner nehmen, 2020. "Matthias Politycki ist der Abenteurer der deutschen Gegenwartsliteratur. Es ist gut, dass wir in der Gegenwartsliteratur auch einen literarischen Draufgänger haben, der sich mit halben Sachen nicht abgibt." |